Stadt – Wald – Vielfalt

Vortrag von Nicole Schmalfuß (Leiterin Städtisches Forstamt Freiburg) und Klaus-Peter Echle (Revierförster, Freiburg)


In der Vortragsreihe Mensch und Schöpfung der Musella-Stiftung und der Katholischen Akademie Freiburg stellte die Leiterin des Städtischen Forstamts Freiburg, Nicole Schmalfuß, den Stadtwald vor und ging auf die vielseitigen Funktionen des Waldes und die Arbeit des Forstamtes ein. Neben den drei klassischen Funktionen des Biodiversitätsschutzes, der Naherholung und der forstwirtschaftlichen Nutzung, wird in Zukunft der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielen. Klaus-Peter Echle, Revierförster in Freiburg, vertiefte die Thematik durch einen Bildvortrag über den Wald und die dortige Tierwelt.

Der Freiburger Stadtwald

Mit gut 43 % nimmt der Wald einen sehr hohen Wert in der Gesamtfläche der Stadt Freiburg ein. Fünftausende Hektar davon befinden sich in städtischem Besitz und seit über 180 Jahren hat Freiburg eine eigene Forstverwaltung. Der Stadtwald ist vielfältig. In der westlichen Ebene überwiegen Mooswälder mit Laubholz, an Schauinsland und Roßkopf Bergwald, bei dem es sich um Mischwald v.a. mit Tanne, Buche und Douglasie handelt. Beide Waldformen unterscheiden sich stark in ihrer Struktur und in ihrer Lage. Aufgrund verschiedener Niederschlagsmengen und Temperaturen sowie menschlichem Einfluss haben sich ganz unterschiedliche Wälder entwickelt. Zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt im Stadtgebiet liegen gut tausend Höhenmeter und auch die Nutzung des Waldes ist entsprechend vielseitig.

Die Waldkonvention 2020

Bei der Waldkonvention 2020 handelt es sich um ein Leitbild und die Zielsetzung der Stadtwaldbewirtschaftung, an der auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind. Das übergeordnete Ziel ist die Gesund-Erhaltung des Stadtwaldes. Den drei klassischen Waldfunktionen Schutz, Nutzung und Erholung, wurde als vierte die Klimaschutzfunktion hinzugefügt. Alle Funktionen sollen gleichrangig behandelt werden. Weiterhin formuliert die Konvention Ziele und Konzepte zur Bewirtschaftung, damit die vier Funktionen erreicht werden können.
Freiburg war bereits Ende der 20 Jh. fortschrittlich in ökologischen Standards, der Beteiligung und Arbeitnehmerrechte. Früher als andere deutsche Städte wurde der Stadtwald mit dem FSC-Siegel zertifiziert. Hohe und übergesetzliche Standards werden hier eingehalten, beispielsweise gibt es keine flächige Befahrung, es wird keine Chemie eingesetzt und Beimischungsgrenzen für nicht heimische Baumarten werden gesetzt. Die Auditierung durch externe Zertifizierer führt zu hohen Standards. Die Jagd wird im Stadtwald durch die Revierleiter selbst und mit Unterstützung mithelfender Jäger durchgeführt, um den Jungwald zu schützen. Das Alt- und Totholzkonzept hat einen hohen Stellenwert für Insekten, Vögel und Fledermäuse. Alte und tote Bäume werden dabei stehen gelassen, auch im bewirtschafteten Wald, damit die Tiere Rückzugsflächen haben. Ein kleiner Teil des Waldes wird sich selbst überlassen, bei anderen Wäldern wird Naturschutz betrieben, um mit gezielten Pflegemaßnahem zum Artenschutz beizutragen.

Die Sozialfunktion des Waldes

Der Wald ist auch für die Menschen da, jährlich gibt es über vier Millionen Waldbesuchende, die dort Sport treiben, Erholung suchen, sich wohlfühlen und feiern möchten. Den Anforderungen entsprechend baut und unterhält das Forstamt verschiedene Freizeiteinrichtungen, Wander-, Sport- und Lehrpfade, durch deren Lenkungswirkung die Freizeitnutzung erfüllt und konfliktfrei erfolgen soll. In den Wäldern, die der Naherholung dienen, steht das Landschaftsbild im Vordergrund sowie die Stabilität der Bäume und die Verkehrssicherheit. Für das Thema Wald und Bildung ist das Forstamt ebenfalls zuständig. Es besteht eine Zusammenarbeit mit dem Waldhaus und weitere pädagogische Veranstaltungen werden mit Schulen durchgeführt, beispielsweise Müllsammeltage.

Holznutzung

Rund 38 500 m3 Holz können als Rohstoff im Stadtwald nachhaltig genutzt werden und stehen z.B. für für Hausbau und Möbelbau zur Verfügung. Die Holzernte ist sehr anspruchsvoll und gefährlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Forstrevieren. Als weitere Tätigkeiten kommen die Pflege der Jungbestände und die Pflege der Wege und Bänke hinzu. In der Nebennutzung wird der Wald auch für Brennholz, Weihnachtsbäume und als Saatgut genutzt. Dadurch gibt es eine Verbundenheit zwischen den Ortsgemeinden und ihren Wäldern.

Klimaschutz

In Zukunft wird die Klimaschutzfunktion des Waldes immer wichtiger und er kann als Kohlendioxidspeicher einen großen Beitrag dazu leisten – nicht nur im lebenden Holz, sondern auch in Holzprodukten. Andere Rohstoffe haben fast immer eine schlechtere Klimabilanz als Holz. Etwa 1,1 Millionen Tonnen Kohlenstoff sind im Freiburger Stadtwald gespeichert, das entspricht vier Millionen Tonnen CO2. Die Dürrejahre 2018/19 haben auch im Stadtwald Schäden hinterlassen. Doch seit den 1980er Jahre wurde bereits mit dem Ziel der Mischwälder und einem engen Nebeneinander unterschiedlicher Baumgenerationen an einem stabilen und resilienten Wald gearbeitet, was sich heute auszahlt. An diesen Zielen wird weitergearbeitet. So soll durch ein Gleichgewicht an alten und neuen Bäumen und Totholzbiotope für Tiere der Wald auch in Zukunft stabil gehalten werden.

Bildvortrag von Klaus-Peter Echle

Klaus-Peter Echle ist leidenschaftlicher Förster und Fotograf. Sein Bildvortrag ist für die Ausstellung „Tierische Tausendsassas“ entstanden die im Waldhaus Freiburg gezeigt wurde.

Homepage von Klaus-Peter Echle

Dr. Stephan Seiler/Nicole Schmalfuß

Aufzeichnung des Vortrages in der Katholischen Akademie

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