Projekt Griechenlandatlas

Fachliche Aufarbeitung der von Deutschland aus gesammelten Brutvogeldaten in Griechenland

Hintergrund

Schon im ersten Europäischen Brutvogelatlas des European Bird Census Council von 1997 wurde der Großteil der Daten für Griechenland von einer ornithologischen Gemeinschaft aus Deutschland geliefert. Ohne diese wichtige Zuarbeit wären die Angaben zu Brutverbreitung und Häufigkeit der Vögel Griechenlands im ersten EBCC-Atlas, der als einer der Meilensteine der Biodiversitätsforschung gilt, extrem lückenhaft geblieben.

Erfreulich ist, dass die Datensammlung durch diese Interessengemeinschaft auch nach den 1990er Jahren weitergeführt wurde. Dem inzwischen leider verstorbenen Dr. Jochen Hölzinger gelang es dabei fast im Alleingang, die gesamte Inselwelt des griechischen Archipels in vier Dekaden komplett zu bearbeiten und in seinen Beobachtungstagebüchern zu dokumentieren. Gleichzeitig sammelte Hartmut Heckenroth neben eigenen Daten auch die Erfassungsergebnisse einer Vielzahl weiterer Griechenland­besucher bis in neueste Zeit.

Insgesamt haben ihm 710 ehrenamtliche Mitarbeiter aus Deutschland und Nachbarländern ihre Daten für das „Projekt Griechenlandatlas“ zur Verfügung gestellt.

Problemstellung und Projektstruktur

Mit der Sammlung der Daten in Ordnern und Datenfiles ist der erste wichtige Schritt zur Bearbeitung der griechischen Brutvogeldaten in Hinblick auf ein Atlaswerk getan. Doch es war sowohl Hartmut Heckenroth als auch Jochen Hölzinger bewusst, dass es enormer Anstrengungen bedürfe, die avisierten Auswertungen noch zu bewerkstelligen. Durch den Verlust eines dieser beiden Aktivisten ist die Aufgabe noch viel schwerer geworden. Allerdings war die griechische Koordinatorin für das zweite Europäische Atlasprojekt EBBA2 von der immensen Datensammlung der mitteleuropäischen Beobachter detailliert und rechtzeitig unterrichtet worden. Und so wurde in intensiven Diskussionen beschlossen, die in Deutschland gesammelten Daten einerseits für einen „historischen Brutvogelatlas Griechenlands“ aufzubereiten, der bis etwa ins Jahr 2007 reichen soll und auch erstmals die Höhenverbreitung der Brutvögel Griechenlands genau abbildet. Auf der anderen Seite ist geplant, die rezenteren Daten von 2008-2016 als zusätzlichen Pfeiler für den neuen Brutvogelatlas Griechenlands zu verwenden und die griechischen Kollegen unter der Federführung von Danae Portolou in ihrer schwierigen Arbeit zu unterstützen.

Um beiden Projekten gleichermaßen dienlich sein zu können, müssen die vielen zum Teil immer noch unsortierten Eingänge nochmals streng geprüft und geographisch zugeordnet werden. Hierzu bedarf es der Mitarbeit einer/s griechischen Kollegen/in, die sowohl die deutsche Sprache beherrscht als auch in der Lage ist, die geographische Zuordnung der Beobachtungsmeldungen und Dateien zu organisieren. Gelingt dies in kurzer Zeit, wäre es sogar noch möglich, den griechischen EBBA2-Koordinatoren zu ihrer Planung der letzten EBBA2-Kartierungssaison 2017 eine Handreichung hinsichtlich der schon „von Ausländern“ bearbeiteten Atlasquadrate zu liefern. Die Identifikation darüber hinaus bestehender Bearbeitungslücken wird den griechischen Kollegen die Konzentration auf wenige Erfassungsschwerpunkte ermöglichen, was angesichts der angespannten finanziellen Situation in Griechenland eine wesentliche Entlastung des dortigen Koordinatorenteams und der wenigen Kartierer darstellt. Schließlich würde auch die Auswertung enorm von dem großen Datenzuwachs profitieren.

Ein letzter, notwendiger Schritt hinsichtlich der in Deutschland lagernden Daten ist deren Digitalisierung, denn leider liegen viele immer noch nur handschriftlich oder als Nachricht vor. Ein Teil der Daten wurde zwar schon von Freiwilligen in maschinenlesbare Dateien überführt, doch wird sehr viel mehr Arbeit einer kleinen Gruppe von griechischen Freiwilligen notwendig sein, um alle relevanten Daten in der gewünschten Form zu digitalisieren.

Das von der Musella-Stiftung geförderte Projekt umfasst zum einen die Finanzierung des Aufenthaltes einer/s deutschsprachigen Griechen/in für Datensortierungs- und -digitalisierungsaufgaben in Deutschland, zum anderen eine kleinere Unterstützung bzw. Unkostenerstattung für weitere Freiwillige mit sehr guten Landeskenntnissen, um diese wichtige Arbeit an den beiden genannten Brutvogelatlanten auf Basis des gesamten Datenmaterials abschließen zu können.

EBBA2

EBBA2 ist eines der ehrgeizigsten Biodiversitätsprojekte, das jemals in Angriff genommen wurde. Es umfasst:

  • 5         Jahre Feldarbeit (2013-17)
  • 50+         Länder
  • 550+     Brutvogelarten
  • 5000+     Atlasquadrate à 50×50 km
  • 55000+    Ehrenamtliche Mitarbeiter

Informationen zu EBBA2 sind im Internet leicht zu finden unter:

Zudem können mit Hilfe eines neuen Internetwerkzeugs die eventuell noch bestehenden Erfassungslücken in den einzelnen Ländern direkt abgelesen werden:

Dr. Hans-Günther Bauer (MPI Ornithologie / Vogelwarte Radolfzell)

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