Am 25.09.2024, viel zu früh, hat die Suche nach ihrer Mutter (sie wurde von einem Auto überfahren) und der große Hunger sechs kleine Igelkinder, zwischen 180 und 300 Gramm, aus ihrem Nest getrieben.
Eine Gartenbesitzerin wurde auf die Igelchen bei ihrer verzweifelten Suche nach Futter aufmerksam und konnte direkt zwei von ihnen sichern. Für die vier weiteren Igelkinder hat sich die Finderin fast die ganze Nacht auf die Lauer gelegt und nicht aufgegeben bis auch diese vier noch gesichert waren. Nun erstmal die restliche Nacht in Sicherheit zur Ruhe kommen.
Am nächsten Tag fiel der Finderin auf, dass mit den Kleinen irgendwas nicht in Ordnung ist. Auf den Gesichtern befanden sich verkrustete Wucherungen, blutige und entzündete Stellen am ganzen Körper und extremer Stachelausfall, teilweise größere kahle Hautpartien.
Da sie sich überhaupt nicht mit Igeln auskannte, suchte sie sich noch am selben Tag Hilfe und hat sich an das Igelnetzwerk Südbaden e.V. gewandt. Nun musste ganz schnell ein Platz gefunden werden wo gleich sechs auf einen Streich untergebracht und professionell behandelt werden konnten.
Eine Pflegestelle wurde auch schnell gefunden und am nächsten Morgen sind die Geschwisterchen bereits dorthin gebracht worden und die Erstversorgung konnte gleich durchgeführt werden. Dabei wurde das ganze Ausmaß der Infektion ersichtlich. Sie müssen fürchterlichen Juckreiz und durch sich blutig kratzen unglaubliche Schmerzen gehabt haben. Außerdem kam noch hinzu, dass alle sechs Igelkinder unterernährt und teilweise dehydriert waren.
Nun lief das volle Programm auf der Pflegestelle ab. Erstmal wiegen, markieren und die Massen an Flöhen in den Griff bekommen. Danach Infusionen legen, vernünftiges Futter bereitstellen (die kleinsten mussten von Hand gefüttert werden, da sie zu schwach waren) und dann ein paar Stunden ausruhen.
Noch am selben Abend wurde mit der Behandlung der Milben/Pils-Infektion begonnen. Die ersten medizinischen Bäder wurden gestartet.
Baden wie am Fließband, es war eine Herausforderung bei sechs quirligen Igelkindern.
Aber nach diesem ersten Bad war schon sichtlich erkennbar, dass sie sich bedeutend wohler fühlten. Diese Prozedur für die sechs Geschwisterchen musste mehrere Male durchgeführt werden, um die Milben und Pilsinfektion auszurotten. Außer dieser Infektion hatten sie auch noch einiges an Innenparasiten im Gepäck, die zeitgleich auch behandelt werden mussten.
Schon nach einer Woche ging es den Igelkindern bedeutend besser. Sie hatten guten Appetit, haben nun brav ihre Näpfchen geleert, nahmen an Gewicht zu und die Wunden auf ihrer geschundenen Haut heilten allmählich ab. Nach 25 Tagen intensiver Behandlung war es dann geschafft. Ihr Gewicht hatte sich verdreifacht, die Wunden verheilt und die Parasiten waren Geschichte. Nur an einigen Hautpartien fehlten noch hier und da einige Stacheln, die aber schon anfingen nachzuwachsen.
Am 20.10.2024 durfte die Rasselbande dann endlich für die nächsten 6 Wochen umziehen in einen gesicherten ehemaligen Stall mit Überdachung und trockenem Boden und natürlich unter strenger Beobachtung einer Pflegestelle. Sie wurden in Abständen gewogen, die Haut und das Stachelkleid kontrolliert.
Am 04.12.2024 war es dann endlich soweit. Die sechs Lakritznäschen durften nun gesund und munter zurück in ihren Garten in den geschützten, überwachten Winterschlaf, wo sie schon ganz ungeduldig und aufgeregt erwartet wurden.
Ich bin so stolz auf meine Sechslinge, sie haben alles so tapfer über sich ergehen lassen. Ich wünsche ihnen einen guten Winterschlaf und hoffe, dass sie gesund wieder aufwachen und dann ein schönes, langes Igelleben haben.
Gabi Kiefer
Igelnetzwerk Südbaden e.V.





