Im Konzept der Biodiversität verbindet sich Wissenschaft mit Politik: Biodiversität ist etwas, das es wissenschaftlich zu erforschen und das es politisch zu schützen gilt. Zugleich aber ist immer auch ein ästhetisches Urteil mit im Spiel: ‚varietas delectat‘, Verschiedenheit gefällt. Besonders deutlich wird diese Ästhetik der Biodiversität in einer Kunstform wie der Literatur. Denn wenn literarische Texte sich mit der Vielfalt des Lebens befassen, geht es stets auch um Fragen der Form: Wie lässt sich Vielfalt erzählen? Der Vortrag wird dieser Frage an Beispielen aus der Gegenwartsliteratur (z.B. Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste, und Richard Powers: Die Wurzeln des Lebens) nachgehen: Welche eigene Qualität entwickeln literarische Texte in ihren Biodiversitätsdarstellungen? Wo können sie Wissenschaft und Politik ergänzen? Warum sind literarische Biodiversitäten nicht nur erfreulich für uns Lesende, sondern können auch wichtig werden für unser Wissen und unser Handeln?